Psychische Störungen

Entwicklung und Begleitung

 

Psychische Krankheiten sind von der Internationalen Gesundheitsorganisation (WHO) im Kapitel V der ICD 10 (Zehnte Revision der internationalen Klassifikation von Krankheiten) verbindlich definiert und eingeteilt. Nach dieser Klassifikation richten sich Ärzte und Therapeuten beim erstellen von Therapiekonzepten.

 

Der Begriff "Burn-out-Syndrom" fällt nicht in diese Kategorie, er ist wissenschaftlich nicht anerkannt und definiert. Die Überschrift für das fünfte Fallbeispiel im Anhang ist demnach nicht unbedingt zutreffend gewählt, da die Patientin aufgrund einer ärztlichen Diagnose in eine Klinik überwiesen worden war und auch verschreibungspflichtige Medikamente einnimmt.

 

Dennoch wird das Lebensgefühl dieser Patientin mit der Bezeichnung "Burn-out" – "ausgebrannt" - recht treffend beschrieben. Und in der Praxis haben wir es häufig mit diffusen psychischen Problemen zu tun, die nicht unbedingt als manifeste Krankheit zu erkennen sind.

 

 

Meine Herangehensweise richtet sich nicht nach der genauen Definition einer psychischen Störung sondern vielmehr nach ihrer körperlichen Vorgeschichte. Diese kann bereits auf vorherige Generationen zurückgehen. Dann ist es umso schwieriger, überhaupt Bewegung in das Beschwerdebild zu bringen.

 

 

Wenn in dem Lebenslauf des Patienten oder der Patientin selbst noch eine Körperkrankheit oder ein Ereignis, das zu einem Einbruch der Lebensenergie geführt haben kann, (z. B. ein Unfall oder eine Impfung) zu finden ist, die der psychischen Störung oder Schwäche vorausgegangen ist, verbessert sich damit die Prognose, und häufig kann man erste Reaktionen relativ schnell hervorrufen.

 

 

Psychische Krankheiten betreffen die innerste Ebene eines Organsystems. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Lebenskraft ihre elementare Arbeit nicht leisten kann. Die Kernzone des Individuums, die sein Wesen, seine Stellung im sozialen Umfeld, seine Position im Leben überhaupt ausmacht, wird energetisch nur mangelhaft versorgt oder gar aufgegeben. Die Krankheitsbelastung ist in diesem Fall in das organische Zentrum eingedrungen.

 

Um sie von dort wieder nach außen zu befördern, wird die Mitarbeit der körperlichen Ebene gebraucht. Daraus ergibt sich für die Behandlung manifester psychischer Krankheiten ein körperliches Risiko, das nicht zu unterschätzen ist.

 

 

Ich stelle mir Krankheitsbelastungen als energetische Knoten vor, Hindernisse von unterschiedlicher Größe in dem feinen Netz, das unsere organischen Ebenen verbindet. Sie müssen nach und nach entwirrt und aufgelöst werden.

 

Eine Therapie, die diese Knoten z. B. einfach durchtrennt, ohne Rücksicht auf die umgebende Struktur, kann dazu führen, dass sich das aufgebrochene "energetische Fadenknäuel" in der körperlichen Umgebung verteilt, möglicherweise sogar festsetzt und dort für Probleme sorgt, vergleichbar vielleicht einem Kurzschluss oder eine Leitungsstörung in unserem Stromnetz.

 

Dazu sei am Rande bemerkt, dass Krebszellen in der mikroskopischen Aufnahme durchaus  Ähnlichkeit mit dem "gordischen Knoten" haben.

 

In diesem Zusammenhang habe ich mit "Naturheilmitteln" nicht unbedingt bessere Erfahrungen gemacht als mit chemisch wirksamen Medikamenten, die zwar das Empfinden der leidgeprüften Patienten vorübergehend betäuben – und sicher auch unter anderem die Leber belasten – aber nicht in die energetische Struktur des gesamten Systems eingreifen. In der Einleitung (Druckausgabe) habe ich bereits erklärt, warum ich Einflüsse, die nicht materiell messbar sind, für die potentesten überhaupt halte.

 

 

Die Begleitung der betroffenen Patienten sollte also im günstigsten Fall permanent ihr gesamtes Energiefeld erreichen. Dabei dienen Gemütssymptome vor allem als Hinweis auf die Wirkungsrichtung des eingesetzten Mittels. Sie dürfen auf keinen Fall zur Erleichterung beruhigt werde, z. B. durch Bachblüten. Damit wird die Wirkungsweise der Nosode überdeckt, sodass diese möglicher Weise falsch interpretiert werden kann. Wer sich zu verschiedenen Verfahren hingezogen fühlt, entscheide sich deshalb lieber für eine Methode.

 

 

Eine echte Heilung oder zumindest Linderung psychischer Störungen oder Schwächen geht also immer mit körperlichen Symptomen einher; die körperliche Hülle muss helfen, den Kern zu befreien. Im harmlosesten Fall ist das ein akuter Infekt, nicht selten mit relativ schwerem Verlauf.

 

In einem Fall wollte eine Patientin, die während der Nosodeneinnahme eine Wundrose entwickelte, nicht zum Arzt, weil es ihr psychisch so viel besser ging. Diese Behandlungsphase wirft oft die Frage auf, was überhaupt möglich ist: Wie ist das Verhältnis zwischen Risiko und Fortschritt? Wie fest ist der Knoten – und wie stark oder schwach die Lebenskraft?

 

Die Nosodentherapie setzt körpereigene Prozesse in Gang, sie schickt den gesamten Organismus auf die Reise rückwärts durch seine Vergangenheit. Auf dem Weg, der in den Tunnel geführt hat, in dem sich die Lebenskraft jetzt befindet, werden frühere "Stationen" aufgesucht. Wenn die Nosoden genau passen, müssen diese Rückläufe nicht gravierend sein, aber das Risiko soll hier nicht verschwiegen werden.

 

Denn oft waren auch Vorerkrankungen schon schwerwiegend, sodass immer wieder medizinisch eingegriffen werden musste.

 

Wie schon mehrfach erwähnt scheint mir z. B. ein Antibiotikum den Fortschritt weniger zu stören als eine hoch potenzierte Arznei der klassischen Homöopathie, wie etwa Belladonna, die auf der energetischen Ebene wirkt. Langzeitbegleitungen bestärken mich immer wieder in dieser Annahme.

 

 

In der Praxis beobachte ich besonders häufig einen Zusammenhang zwischen Erkrankungen der Atemwege und psychischen Störungen, die sich einstellen, wenn die Atemwegssymptome ausbleiben – oder parallel dazu. Dabei kann man den Charakter der Symptome auf unterschiedlichen Ebenen wieder erkennen.

 

Anfall artige Beschwerden, wie z. B. Pseudokrupp, mutieren bei einem Rückzug auf die tiefere Gemütsebene wiederum zu Anfall artigen Zuständen, z. B. Panikattacken.

 

Wiederkehrende schwere Infekte mit großer Schwäche etwa finden wir häufiger in der Vorgeschichte von depressiven Patienten.

 

Dabei fällt immer wieder auf, dass der Leidensdruck mit dem Rückzug der Krankheit in die Seele zunimmt. Das Verhältnis zu anderen Menschen, die Lebenssituation im Ganzen, wird durch psychische Störungen erheblich beeinträchtigt, meistens schlimmer als durch eine Körperkrankheit. Angstpatienten z. B. sind zum Teil nicht mehr in der Lage, überhaupt ihre Wohnung zu verlassen.

 

Für die Einleitung der homöopathischen Begleitung müssen wir uns zunächst ein Bild von dem Weg machen, den die Krankheit durch den gesamten Organismus genommen hat. Wo und wodurch wurden Weichen gestellt, die in den jetzigen Zustand geführt haben? Und wie belastbar ist die Lebenskraft?

 

Hat sich die Krankheit verlagert, weil die Lebensenergie geschwächt ist und das Eindringen ins Zentrum nicht verhindern konnte? Ist sie vielleicht kaum noch vorhanden, aufgebraucht durch die Anforderungen, die das Leben stellt? Oder wurden heilsame Reaktionen durch äußerliche Einflüsse und Eingriffe verhindert, sodass die Energie nicht frei fließen kann und sich am falschen Ort staut?

 

All diese Faktoren entscheiden über die Erfolgsaussichten der Begleitung. Die Möglichkeiten sind natürlich auch abhängig von der Kommunikation zwischen den Patienten und der begleitenden Person. Gerade im Zusammenhang mit psychischen Auffälligkeiten ist diese zum Teil erschwert, weil auch die Selbstwahrnehmung verändert sein kann.  

 

Schon mehrfach habe ich quälende Gemütssymptome, z. B. Angstzustände oder Zwangsgedanken, erstaunlich schell verschwinden sehen, in Abhängigkeit von der Vorgeschichte ist die Prognose oft gut. Aber die Begleitung von psychisch Kranken oder auch "nur" psychisch Leidenden ist in der Homöopathie eine der anspruchsvollsten Aufgaben überhaupt, wenn der Erfolg von Dauer sein soll.

 

 

Copyright by Christiane Petras