Infektionskrankheiten



und deren Behandlung

 

 

Der Wortstamm "Infektion" bezeichnet eine Krankheit, die von außen in unseren Körper hineingetragen wird (lat. inficere = hineinstecken), durch Krankheitserreger in irgendeiner Form.

 

Diese Erreger zeigen sehr unterschiedliches Verhalten. Manche sind äußerst virulent und verursachen eine Krankheit mit typischem Ablauf, die nach Ansteckung sehr oft ausbricht. Das gilt vor allem für Krankheiten, von denen schon vor sehr langer Zeit berichtet wurde, wie z. B. Masern oder die Tollwut.

 

Andere machen nur dann krank, wenn der Infizierte für die Krankheit empfänglich ist, sie sind nur "facultativ pathogen". Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers, das Epstein-Barr-Virus, welches die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in unseren Breitengraden in sich trägt, ohne jemals zu erkranken; aber auch Salmonellen oder Streptokokken erzeugen nicht bei jedem infizierten Menschen Symptome.

 

Erkrankungen durch solche Erreger, die nicht jeden krank machen, nehmen zu, zum Teil mit schweren Verlaufsformen.

  

Infektionen sind mit Sicherheit ursprünglich ein wesentlicher Ausgangspunkt für alle chronischen Krankheiten, mit denen die Zivilisation heute zu kämpfen hat.

 

An die Symptome der Syphilis zum Beispiel, die unbehandelt in drei Phasen verläuft, werden wir bis heute bei vielen chronischen Fällen erinnert: Hauterkrankungen, Geschwüre, Erkrankungen des Bewegungsapparates, insbesondere der Knochen und Wirbelsäule; psychische Krankheiten und Demenz entsprechen den Symptomen der Syphilis in der dritten Phase. Die Liste wäre fortzusetzen.

 

 

Der Gedanke liegt nahe, dass wir die Information einer Infektionskrankheit, sei es durch das Durchmachen der Krankheit selbst oder durch eine Impfung, mit unserem Erbgut weitergeben, sodass nachfolgende Generationen sich damit auseinandersetzen müssen. Die Symptome verändern sich dabei und bleiben im Organismus, es gibt keinen Überträger mehr, mit dessen Beseitigung auch die Beschwerden verschwinden könnten.

 

 

Anders als viele chronische Krankheiten, auf die man sich einstellen muss, kommen und gehen Infekte, wann und wie es der Lebenskraft gerade passt. Sie entziehen sich unserer Planung und Berechenbarkeit. Gerade in den Wintermonaten können sich scheinbar oberflächliche Infekte über Wochen festsetzen und ein anhaltendes Krankheitsgefühl verursachen. Meistens handelt es sich dabei um Beschwerden, die irgendwann vorübergehen, aber sie mindern erheblich die Leistungsfähigkeit und bringen den Alltag durcheinander.

 

Solche Komplikationen werden häufiger, sehr viele Menschen klagen in der dunklen Jahreszeit über lang andauernde Erkältungssymptome. Umgekehrt gibt es aber auch chronisch kranke Patienten, die jahrelang gar nicht erkältet waren.

 

 

 

Behandlung

 

Auf das Eindringen von Krankheitserregern reagiert der Körper in der Regel mit Entzündungszeichen; das bedeutet meistens Schwellung der betroffenen Schleimhäute, die sich aus einer Anhäufung von Abwehrzellen ergibt, und die Bildung von Sekret, mit dem die Eindringlinge hinaus befördert werden sollen.

 

Je besser die Ausscheidung oder Ausleitung – manchmal auch über die Haut – funktioniert, umso schneller wird der Infekt überwunden sein.

 

Die Arbeit unserer Lebenskraft ist dabei vergleichbar mit den klassischen Aufgaben einer Hausfrau, die dafür zuständig ist, die Versorgung ihrer Angehörigen mit den elementaren Dingen des Lebens sicher zu stellen und ihren Wohnbereich in Ordnung zu halten. Selten nehmen andere bewusst wahr, was sie alles macht.

 

 

Ihr Umgang mit Störungen von außen ist abhängig von der Aggression oder Aufdringlichkeit des Störenfrieds und von ihrer eigenen Verfassung.

 

Genauso ist die Reaktion der Lebenskraft auf Krankheitserreger abhängig von deren Virulenz und vom eigenen Belastungszustand.

 

Eine akute Infektion bedeutet eine aktive Auseinandersetzung. Fast immer hat sie einen chronischen Hintergrund; das bedeutet, die Lebenskraft steht unter ständigem Stress, ähnlich wie die Hausfrau, die neben ihrer Arbeit noch ihre Kinder hin und her fahren muss, unangemeldete Besucher bewirten oder unvorhergesehene Pannen im Haushalt beheben. Eher selten sind Eindringlinge wirklich so aggressiv, dass sie von sich aus ein Problem sind.

 

In unseren Breitengraden haben wir es auch eher selten mit besonders aggressiven Krankheitserregern zu tun, sondern viel häufiger mit Reaktionen auf einen nur fakultativ krank machenden Keim.

 

 

Viren oder Bakterien werden dann als Medium benutzt, um eine außerordentliche Ausscheidung zu produzieren. Die Lebenskraft versucht, mit ihrer Hilfe weg zu schaffen was sie stört, sie ergreift also eine Initiative, die allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt ist.

 

Infektionen kehren häufig zurück, der Patient bleibt anfällig, weil die chronische Belastung, die auf bereits ererbte und erworbene Faktoren zurückgeht, nicht ohne weiteres zu beseitigen ist. In unserem Haushalt ist dieser Zustand vielleicht vergleichbar mit einem ungeschickten Kind, das jeden Tag drei Hosen schmutzig macht oder kaputt reißt und dadurch viel zusätzliche Arbeit verursacht, die immer von neuem anfällt.

 

Eine aggressive Reaktion, wie Schimpfen, wird dieses Problem nicht beheben, auf die Dauer eher noch verstärken. Die Schwächen unserer Kinder haben unmittelbar mit uns selbst zu tun. Sie fordern unsere Bereitschaft ein, Probleme an ihrer Ursache zu erkennen und daran zu arbeiten.

 

 

Genauso fordert unser Körper in seiner Sprache Hilfe, wenn er überlastet ist. Immer häufiger finden wir z. B. chronische Beschwerden der Nebenhöhlen; die Bildung von Sekret funktioniert noch, die Lebenskraft nimmt also eine aktive Auseinandersetzung in Angriff, aber sie ist zu geschwächt, um die Ausscheidung zu bewältigen. Sie wird den Eindringling nicht los und kann auch nicht verhindern, dass er ihre Energie verbraucht. Dennoch ist eine Krankheit, die sich noch auf dieser Ebene der aktiven Auseinandersetzung abspielt, in jedem Fall ein Zeichen für eine intakte Lebenskraft, die an grundlegenden Problemen arbeiten will und nicht kampflos aufgibt.

 

 

Naturgemäß sind solche Beschwerden leichter zu behandeln als bereits manifeste chronische Krankheiten, die darauf hinweisen, dass eine Störung sich dauerhaft eingenistet hat.

 

 

Bei der Auswahl der Mittel ist Vorsicht geboten. In den vorangehenden Kapiteln habe ich bereits ausführlich darauf hingewiesen, warum ich diese Meinung vertrete.

 

In jedem Fall wird ein chronisch wirksames Konstitutionsmittel nötig sein, z. B. Carcinosinum, aber wir beobachten immer häufiger, dass nach kurzer Besserung auch eine so kraftvolle Arznei die Beschwerden nicht wegzaubern kann.

 

Jetzt beginnt die Suche nach den Blockaden, den "Korken in unserem System". Was steht im Weg und verhindert, dass das Konstitutionsmittel seine Wirkung fortsetzt? Diese Blockaden liegen bei jedem Menschen anders, sie sind unterschiedlich verteilt.

 

Symptome helfen, die vorne liegende Störung zu erkennen, aber nicht immer. Oft müssen wir sehr subtil nach Zeichen suchen, um in der richtigen Reihenfolge vorzugehen. Dafür ist es wichtig, genau zu beobachten und eigene Erfahrungen auszuwerten.

 

In der Rubrik "Arzneimittel" habe ich dargestellt, nach welchen Symptomen ich mich vorrangig richte. Grundsätzlich gilt, dass die Bedeutung der Impfnosoden immer mehr zurücktritt hinter den entsprechenden Krankheitsnosoden, die viel kraftvoller wirken.

 

Von den Tuberkulinen verwende ich derzeit nur Klebs und aveare, aber auch diese eher am Anfang einer Behandlung und nicht als Konstitutionsmittel. Die Krebsnosode Carcinosinum, die dem Sekret einer chronischen, zerstörerischen Krankheit entspricht, hat sich hier als weit wirksamer erwiesen als die gängigen Tuberkuline, die auf das Sekret einer Infektionskrankheit zurückgehen.

 

Copyright by Christiane Petras      29. Januar 2013