Was bedeutet Lebenskraft?

 

 

Mit Lebenskraft ist der verborgenen Antrieb gemeint, der unseren gesamten organischen Haushalt steuert und koordiniert. Unser Wohlbefinden und die Dauer unseres aktiven und bewussten Lebens sind abhängig von dem Gleichgewicht zwischen der Leistungsfähigkeit unserer Lebenskraft und den Anforderungen, die an sie gestellt werden.

 

Die Organisation dieses komplizierten Systems untersteht, genau wie alle lebenswichtigen Körperfunktionen, nicht der Kontrolle unseres bewussten Denkens. Die Arbeit der Lebenskraft entzieht sich unserem Willenseinfluss und auch unseren Erklärungen. Wir laufen deshalb Gefahr, nicht zu beachten, was wir nicht sehen können, und elementare Zusammenhänge zu ignorieren, aus Unkenntnis.

 

Dieses Phänomen kennen wir aus dem Alltag, es kommt in allen Lebensbereichen vor. Überall gibt es Abläufe und Aufgaben, die nur wenigen Eingeweihten vertraut sind und die Außenstehende übersehen, weil sie nichts davon wissen. Jeder muss sich in seinem Zuständigkeitsbereich mit Pflichten auseinandersetzen, deren Vorhandensein anderen erst dann auffällt, wenn sie liegen bleiben.

 

Ob Büro, Haushalt, Werkstatt, Geschäft, Betrieb oder sonst ein System, überall muss ständig ausgepackt, einsortiert, nachgefüllt, entsorgt, erledigt und entschieden werden. Was ist am wichtigsten, was brauchen wir dafür? Was kann warten, was steht im Weg, was kann in den Keller, kommt in den Müll? Diese Arbeit kennen wir alle, sie ist oft lästig, aber unverzichtbar. Und sie wird immer im Hintergrund geleistet.

 

So ungefähr ist auch unser Körper organisiert. Was ihn belastet, können wir nicht sehen und schon gar nicht verstehen, wir spüren nur die Folgen, wenn die Hintergrundarbeit nicht ausreichend gemacht oder behindert wird.

 

Die Lebenskraft ist so etwas wie unser guter Geist, ohne den nichts funktioniert. Dabei geht sie nicht vor wie ein denkendes Wesen, sondern sie tut einfach das Nächstliegende, so wie das Wasser sich seinen Weg immer abwärts bahnt. Und genau wie das Wasser staut sich die Energie der Lebenskraft vor Hindernissen und baut Druck auf. Bezogen auf das Wasser entstehen Wirbel, Strömungen oder andere Unruheherde, oder der Pegel steigt, und die Umgebung wird überflutet.

 

Die Reaktionen unseres Körpers entspringen einer vergleichbaren Dynamik. Wir können häufig nicht nachvollziehen, warum und wo sich Druck aufbaut, welche Hindernisse im Weg liegen oder wie verschiedene Problemzonen unter der Oberfläche mit einander verknüpft sind. Wir nehmen einfach lästige Beschwerden wahr und möchten sie so schnell wie möglich wieder loswerden.

 

Die erste Aufgabe unserer Lebenskraft ist der Schutz und die Instandhaltung der lebenswichtigen Zentren, alle anderen Bereiche müssen dahinter zurückstehen oder werden dafür benutzt. Bei Bedarf gibt sie Impulse, um Schadstoffe und Abfallprodukte zu entsorgen und damit die organische Arbeit von Behinderungen und Reibungsverlusten freizuhalten. Wenn die natürliche Ausscheidung dafür nicht ausreicht, richten sich diese Impulse in der Regel zuerst an die Schleimhäute, bevorzugt nah an den Körperöffnungen. Dort wird, als Reaktion auf einen verborgenen Befehl, mithilfe von Reizauslösern zusätzliche Absonderung produziert.

 

 

"Ein Schnupfen nimmt neun andere Krankheiten mit weg." Wenn uns als Kindern die Nase lief und der Schädel brummte, wurden wir mit dieser Aussicht getröstet.

 

Die Weisheit aus dem Erfahrungsschatz unserer Urgroßmutter wies uns schon vor Jahrzehnten den Weg zu ganzheitlichem Krankheitsverständnis. Wir lernten daraus, dass ein Schnupfen nicht einfach ein lästiges Übel ist, sondern dass er einen Sinn hat und zu einem Reinigungsvorgang beiträgt. Er nimmt also andere Krankheiten mit weg.

 

Demnach muss jeder kleine Infekt in einem chronischen Zusammenhang stehen, und jede Faser ist mit betroffen von den Maßnahmen, die wir zur Infektvermeidung oder -bekämpfung ergreifen.

 

Die Bedeutung von Krankheitserregern oder Allergenen für unsere Gesundheit wird wahrscheinlich überschätzt, denn sie sind bis auf einige Ausnahmen austauschbar. Wenn sie fehlen oder neutralisiert werden, ist der Patient deshalb nicht gesünder, sondern die Lebenskraft macht sich auf die Suche nach anderen Reizauslösern, mit deren Hilfe sie Absonderung in Gang setzen und/oder Schonung erzwingen kann, sobald sie in Bedrängnis gerät.

 

Ganz alltägliche Nahrungsmittel oder überall vorhandener Staub z. B. können dann plötzlich allergische Reaktionen auslösen, oder neue Krankheitsbilder entwickeln sich, und niemand versteht, wie es dazu kommt. Gerade in letzter Zeit fällt nicht nur auf, dass schwere Krankheiten zunehmen, sondern auch, dass immer häufiger schon junge Menschen darunter leiden.

 

Aus der Summe unserer Erbmasse und allem, was wir bisher erlebt haben, ergibt sich unser mögliches Krankheitsrisiko. Diese teils ererbte, teils erworbene Disposition muss man sich nicht als materiell vorhandenes Gift oder etwas Ähnliches vorstellen, sondern eher als eine energetische, nicht greifbare Belastung, etwa wie Störungen in einer Datenbank, die wir im Alltag zunächst nicht bemerken. Erst bei der Umsetzung der falschen Informationen aus dem unbrauchbaren Programm machen sich die Folgen der Fehler bemerkbar.

 

Und im Laufe des Lebens können sich immer neue Fehlerquellen einschleichen und an kommende Generationen weitergegeben werden, denn unser Erbgut nimmt bestimmte Ereignisse in  seinen Bauplan mit auf und behält sie dort.

 

Damit wachsen die Aufgaben unserer Lebenskraft, schon von Anfang an. Solange sie diese Aufgaben gut bewältigt und ungehindert arbeiten kann, fühlen wir uns gesund und belastbar; dieses Signal ist verhältnismäßig zuverlässig. Wir können unseren Fähigkeiten angemessene körperliche, geistige und seelische Herausforderungen bewältigen, haben ein positives Lebensgefühl und nehmen gar nicht wahr, dass daran ständig gearbeitet wird.

 

Jede andere Empfindung ist ein Zustandsbericht, in dem die tatsächliche gesundheitliche Verfassung genau abgebildet wird. Was immer unser Wohlbefinden beeinträchtigt, kommt nicht von außen, sondern ist auf eine Auseinandersetzung mit anfallenden Belastungen zurückzuführen.

 

An unserer eigenen Reaktion können wir ablesen, ob unsere Lebenskraft viel zu tun hat, ob sie ungehindert arbeiten kann oder ob sie auf Blockaden stößt, ob sich der Druck ihrer eigenen Energie staut oder ob sie überlastet ist. Im Notfall gibt sie Teile ihres Zuständigkeitsbereiches wegen Überforderung auf oder verweigert gar den Dienst. Mögliche Folgen davon sind z. B. das chronische Erschöpfungssyndrom oder andere Formen von Depressionen, .

 

Ganzheitliches Krankheitsverständnis setzt die Achtung vor den Abläufen des Lebens voraus. Bei jedem noch so vorsichtigen Eingreifen muss uns bewusst sein, dass wir jederzeit wesentliche Aspekte übersehen können, für die unsere Wahrnehmung nicht geschult ist. Eine verlässliche Intuition ist darum der beste Wegweiser für das Gelingen einer homöopathischen Begleitung.

 

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